Gründprinzipien

Gründprinzipien

1. Wie alle Säugetiere ist auch der Mensch bei seiner Geburt abhängig von denen, die ihn umgeben. (weiterlesen).

Aber von allen Säugetieren ist der neugeborene Mensch das hilfloseste Wesen. Die meisten anderen Tiere kommen bereits mit einem dank des artspezifischen Erbes weitgehend vorstrukturierten Gehirn auf die Welt. Beim menschlichen Neugeborenen hingegen sind bei der Geburt nur die zentralen zerebralen Verbindungen vorhanden, welche lebenswichtige Funktionen wie die Atmung, das Saugen und die Verdauung regeln. Den Großteil der neuronalen Verknüpfungen, die der Mensch für seine kognitive Entwicklung und zum Erwerb der sozialen Fähigkeiten benötigt, muss er erst noch ausbilden. Außerdem steht ihm eine weitere große Herausforderung bevor: Das Menschenkind muss lernen, sich in einem Gravitationsfeld aufzurichten und auf zwei Beinen zu stehen. Aber was auf den ersten Blick vielleicht recht ungünstig anmutet, erweist sich bei näherer Betrachtung als enormer Vorteil. Gerade weil das menschliche Gehirn bei der Geburt noch weitgehend « unprogrammiert » ist, war es dem Menschen möchlich, sich an die unterschiedlichsten Umgebungen anzupassen und sich fast überall auf der Welt anzusiedeln und eine Vielfalt von Lebensarten und Kulturen zu entwickeln.

2. Menschliche Säuglinge müssen also fast alles erlernen (weiterlesen).

Es fängt damit an, dass die Neugeborenen sich zunächst an die Familie, aber auch an die Kultur, in die sie hineingeboren werden, anpassen das heißt, sie lernen zu schauen, sich angemessen zu halten und fortzubewegen, lernen die Sprache, die in ihrer Umgebung üblich ist. Zum Glück ist das menschliche Gehirn darauf angelegt, neugierig zu sein und mit der Umwelt zu kommunizieren. Säuglinge und Kleinkinder beobachten und erforschen ihre eigenen Bewegungen, ihr Handeln in ihrer Umgebung, ihre Beziehungen zu den Lebewesen, die sie umgeben, und erschaffen sich selbst ein Bild der Welt, das für sie einen Sinn ergibt. Indem sie spielen, schaffen sie Ordnung und entdecken die Regeln ihrer Kultur. Sie sind die Meister ihrer eigenen Lernprozesse und ziehen eine tiefe Befriedigung daraus, sich neue Kompetenzen anzueignen. Und während dieses Prozesses des Erkundens und Erforschens, der geprägt ist durch Ausprobieren und Fehlermachen, das Entdecken von Variationen und die ständige Anpassung des bereits Gelernten reift das Nervensystem heran. Dieser Reifeprozess eröffnet dem Menschen schließlich den Zugang zu einer komplexeren kognitiven und Handlungsebene. Schritt für Schritt werden auf diesem Wege neuromuskuläre Koordinationsmuster erlernt und gefestigt, die die Grundlage für alle späteren Handlungsmuster bilden werden.

3. Der Entwicklungsprozess wird bisweilen erheblich gestört (weiterlesen).

Da der Mensch nun aber keine « Bedienungsanleitung » zur Hand hat, kann dieser Entwicklungsprozess durch die verschiedenen Herausforderungen des Lebens bisweilen empfindlich gestört werden, und so besteht die Gefahr, dass sich ungünstige neuromuskuläre Koordinationsmuster verfestigen und schädliche Gewohnheiten einschleichen. So besteht etwa eine der häufigsten Reaktionen auf physischen wie auf psychischen Schmerz in einer Kontraktion der schmerzhaften Region. Die Anspannung verhindert nun aber die Wahrnehmung des betreffenden Körperbereichs und des damit verbundenen Schmerzes. Wird diese Spannung in der Folge nicht gelöst, wird die betroffene Körperpartie nicht mehr wahrgenommen und damit aus dem Selbstbild ausgeschlossen. Da dieser Körperbereich nunmehr weniger mobilisiert wird, müssen andere Körperteile diesen Mangel an Mobilität kompensieren und werden dadurch übermäßig stark aktiviert

4. Unsere Ressourcen (weiterlesen).

In Da in den westlichen Gesellschaften vor allem das intellektuelle und akademische Lernen (und der Gebrauch des verbalen Denkens) im Vordergrund stehen, werden der Förderung von Selbstbeobachtung und Eigenwahrnehmung und dem Lernen durch Körper- und Bewegungserfahrung in der Erziehung und Bildung in der Regel wenig Platz eingeräumt.

Der Mensch muss sich im Laufe seines Lebens allerdings immer wieder an neue Situationen und veränderte Lebensbedingungen anpassen – Kindheit und Schulzeit, Jugend und erwachsen werden, Arbeit, Beziehungen, Geburten, Krankheiten, Unfälle, Todesfälle usw. Jeder Mensch muss in sich selbst die Ressourcen finden, die er benötigt, um sich all diesen Veränderungen zu stellen. Wie also gelingt es uns, uns an neue Situationen anzupassen, mit Veränderungen umzugehen? Welche Ressourcen stehen uns zur Verfügung? Wiederholen wir immer und immer wieder dieselben Muster oder haben wir die Fähigkeit, so kreativ zu sein wie ein kleines Kind?

Wir können im Laufe unseres ganzen Lebens immer wieder auf das « organische Lernen » zurückgreifen und das Vertrauen in unsere eigene Lern- und Anpassungsfähigkeit zurückgewinnen.

Die Feldenkrais-Methode ist ein Weg dahin.

5. Zwei Unterrichtsformen (weiterlesen)